“Sag mir was du liest und ich sage dir wie du arbeitest” – ungefähr so sollte ein Sprichwort lauten, finden wir. Denn unser Team vertieft sich oft und gerne in gute (Fach-)Literatur und wendet die Erkenntnisse in seiner täglichen Arbeit an. Viele unserer Kund*innen bitten uns deshalb auch immer wieder um Leselisten. Wir wollen unsere Top Reads jetzt für alle teilen und haben dir in diesem Artikel fünf Bücher zusammengestellt, die die Arbeit und persönliche Entwicklung unseres Public Design Teams maßgeblich geprägt haben. Weitere Empfehlungen bekommst du außerdem von unseren Teams “Produkt- & Service Design”, “People & Culture” und “Organisationsdesign”.
“Dilemmas in a general theory of planning” von Horst Rittel und Melvin Webber
Ein Klassiker der Planungstheorie. In den 1970ern erschienen, könnten die Einsichten und Fragen auch heute kaum aktueller sein: Horst Rittel und Melvin Webber beschreiben die Herausforderungen bei der Gestaltung von sozialen Systemen als immer wieder einzigartige “Wicked Problems”: Sie zeichnen sich dadurch aus, dass man die Probleme oft erst beschreiben kann, wenn man die Lösung entdeckt hat, dass Projektergebnisse und -abschlüsse nie objektiv sondern immer mehr oder weniger zufällig in Abhängigkeit von Projektbudgets und den Überzeugungen und Fähigkeiten der involvierten Akteuren stattfinden – und dass damit jede Planung immer Politik ist.
Uns hilft die Erinnerung an diesen Text dabei, uns gerade zu Beginn von Projekten immer wieder klarzumachen, dass das Sortieren einer chaotischen und unstrukturierten Ausgangslage immer schon Teil der Lösung ist, wenn nicht die Lösung schlechthin.
“Ganz im Gegenteil: Tetralemmaarbeit und andere Grundformen systemischer Strukturaufstellungen” von Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer
Wie unterstützt man selbstorganisierte Systeme dabei, sich selbst zu verändern? Und was hat das ganze mit Design zu tun? In diesem Buch, dass eigentlich aus dem Bereich der systemischen Therapie kommt, gibt es viele witzige, überraschende und interessante Perspektiven darauf, wie sich Organisationen, Familien und zwischenmenschliche Beziehungen eine eigene Welt schaffen – und oft alles daran setzen, diese Welt aufrecht zu erhalten, auch wenn damit viele Probleme einhergehen. Das Autorenpaar beschreibt diese Probleme strukturell, zeigt blinde Flecken und Interventionsmöglichkeiten auf und entwickelt mit dem Tetralemmamodell schließlich auch einen fünfteiligen Transformationsansatz, der sich auf viele Innovationsprobleme in unterschiedlichsten Kontexten übertragen lässt: Das Eine, das Andere, beides, weder das eine noch das andere – und auch das nicht.
“Wer plant die Planung” von Lucius Burckhardt
Lucius Burckhardt ist Designtheoretiker, Soziologie, Planungswissenschaftler – und Erfinder der Spaziergangswissenschaften. In dieser kleinen Sammlung von Vorträgen und Aufsätzen übersetzt er bereits in den 60er Jahren theoretische Einsichten aus der Komplexitätsforschung, der Systemtheorie und der Planungstheorie in unglaublich anschauliche und intuitive kleine Geschichtchen in unseren Städten. Von Verkehrsplanung und öffentlicher Infrastruktur über Wohnungsbau bis hin zu Nachhaltigkeit und sozialer Generationengerechtigkeit: Auch 50 Jahre später sind viele Texte brandaktuell und oft genauso erfrischend wie ein kleiner Stadtspaziergang an einem Home-Office-Tag.
“The Mushroom at the end of the World” von Anna Lowenhaupt Tsing
Was haben ein Pilz, der Kapitalismus und Straßenhändler in Oregon gemeinsam? Die Antwort hat etwas mit Anpassungsfähigkeit, Beobachtungsgabe, Respekt und Respektlosigkeit zu tun. In ihrem Buch, das teils Reisetagebuch, teils soziologische Analyse und teils biologische Untersuchung ist, erzählt Lowenhaupt Tsing die Geschichte des Matsutakepilzes – und damit auch die Geschichte von globalen Lieferketten, von historisch gewachsenen Traditionen, Neuanfängen, unwahrscheinlichen Allianzen und vielen, vielen Menschen, Tieren, Pflanzen und Pilzen (!) auf diesem Planeten. Eine wirklich inspirierende Reise, die viele Gedanken zu unseren Städten und Lebensräumen anregt zu unseren Abhängigkeiten von unserer Umwelt und zu den verborgenen Überraschungen, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden.
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