In Zeiten der Unsicherheit, wie wir sie durch Krieg und Straßendemonstrationen besonders zu spüren bekommen, wird das Planen von dem, was da mal kommen könnte, deutlich erschwert. Zukunft an sich ist doch schon ein unsicheres Thema, da sie nicht vorhersagbar ist. Ungeplante Ereignisse fordern eher dazu auf, flexibel auf Vorkommnisse zu reagieren, anstatt einen konkreten Plan zu verfolgen. Ein Plan ist nur so gut wie die Fähigkeit, auch mal vom Geplanten abzuweichen. Eine größere, übergeordnete Metaperspektive, ja die Schaffung eines Zukunftsbildes lässt eben genau diesen spielerischen Freiraum für Kreativität und Gestaltung, die es in Zeiten von Unsicherheit so sehr bedarf.

Doch was genau ist eigentlich ein Zukunftsbild?

Der Duden beschreibt ein Zukunftsbild als eine konkrete „Vorstellung der Zukunft“. Untermauert wird die Definition mit dem Beispielsatz „die Besiedelung des Weltraums durch den Menschen ist nur ein Zukunftsbild“. Was für eine selbst erfüllte Prophezeiung! Nur ein Zukunftsbild! Doch warum eigentlich nur? Weil Vorstellungen allein eben nicht ausreichen, um die Zukunft zu verändern. Ich gehe bei der Definition des Zukunftsbildes deshalb einen Schritt weiter und ergänze die Definition, die der Duden hergibt, um die aktive Gestaltung der Zukunft. Es reicht eben nicht aus, Bilder zu entwerfen, wenn die Umsetzung dessen ausbleibt.

Welche kraftvolle Wirkung Bilder auf den Menschen haben und vor allen Dingen, wie selbstgeschaffene Bilder das menschliche Handeln, Denken und Fühlen beeinflussen, erforscht der Neurobiologe Dr. Gerald Hüther in seinem Werk Die Macht der inneren Bilder. Laut Hüther sind innere Bilder „all die Vorstellungen, die wir in uns tragen; es sind Ideen und Visionen von dem, was wir sind, was wir erstrebenswert finden und wir vielleicht einmal erreichen wollen“. Der Autor eröffnet somit eine interessante Perspektive im Rahmen der Begriffsklärung, dass ein Bild eben von innen heraus geboren wird, welches dann alles Äußere maßgeblich lenkt und leitet. Demnach bedingen das Schmieden von Plänen bzw. der Umgang mit Herausforderungen und Zukunftsbilder einander. Da innere Bilder eine Art Festigkeit besitzen, geben sie in Zeiten von Unsicherheiten besonderen Schutz und Sicherheit. Je besser Zukunftsbilder geschaffen werden, desto eher gelingt es, Herausforderungen erfolgreich zu meistern und im Umgang mit Krisen gefestigter zu sein.    

Nicht nur Gerald Hüther, sondern auch aktueller Stand der Quantenphysik zeigt schon lange, dass zwischen naturwissenschaftlichen Weltbildern oft eine geisteswissenschaftliche Brücke existiert. Denn von naturwissenschaftlicher Perspektive gibt es Dinge, die nicht messbar, berechenbar, eben nicht erklärbar sind, und dennoch existieren. Ein Zukunftsbild als ein schöpferisches und malerisches Exemplar von Ideen zu verstehen, fernab von jeglicher Bewertung, Messbarkeit und Infragestellung der Existenz, ist meines Erachtens eine treffende Definition. Die Zukunft bietet auch eine Spielwiese an Möglichkeiten – eine Menge von Ereignissen, von denen vielleicht jedes Ereignis dieselbe Wahrscheinlichkeit hat, einzutreten.

Wenn wir die Zukunft mehr als eine Chance verstehen, die möglichen Ereignisse aktiv mitzugestalten, dann können Zukunftsbilder Treiber dessen sein. Und vielleicht schaffen wir es sogar, den guten alten Duden um Beispielsätze wie „Zukunftsbilder haben geholfen, das Weltklima zu retten“ oder „die Besiedelung des Weltraums durch den Menschen war bis vor Kurzem noch ein Zukunftsbild, doch wird schon bald Realität werden“ zu erweitern.

Ich verbinde daher mit einem Zukunftsbild die aktive Gestaltung der Unternehmenslandschaft, wobei Visionen nicht nur bloße Vorstellungen bleiben, sondern in die Tat umgesetzt werden.

Ich verbinde daher mit einem Zukunftsbild die aktive Gestaltung der Unternehmenslandschaft, wobei Visionen nicht nur bloße Vorstellungen bleiben, sondern in die Tat umgesetzt werden.

Unternehmen verstehen sich als Akteur:innen der Zukunft, selbstgeschaffene Bilder können dabei helfen, die Zukunft aktiv mitzugestalten.