Florian Meßner-Schmitt ist Head of Corporate Entrepreneurship bei der Deutschen Bahn und Mitgründer von ROUTINERY, einer Plattform für Hautpflege. Seit vier Jahren leitet er das Intrapreneurship Programm der Deutschen Bahn „DB Intrapreneurs“ und bringt unternehmerisches Denken in einen Großkonzern.
Unternehmertum und Deutsche Bahn. Eine interessante Kombination. Wie sieht die Bahn aus, wenn du deine Ziele erreicht hast?
Meine Vision ist, dass es den Raum für geschützte Innovation, den wir mit den DB Intrapreneurs geschaffen haben, irgendwann nicht mehr braucht. Unternehmerisches Denken und Handeln ist Teil der DNA der Bahn geworden und hat sich in den Köpfen verankert. Neue Geschäftsmodelle können ohne unsere Unterstützung entwickelt werden. Das wäre mein Traum. Da stehen wir aber natürlich noch am Anfang. Digitale Transformation passiert nicht über Nacht, sondern ist etwas, das über Jahre hinweg läuft.
Digitale Transformation passiert nicht über Nacht.
Du bist nicht nur Intrapreneur innerhalb des DB Konzerns, sondern hast als Entrepreneur auch selbst gegründet. Was ist besser?
Eigentlich haben Intrapreneurship und Entrepreneurship viele Gemeinsamkeiten. In beiden Bereichen muss man proaktiv sein und sagen: „Ich möchte aktiv Veränderung treiben“. Ein ganz großer Unterschied ist allerdings: Als Intrapreneur in der DB muss ich meine Aktivitäten in die strategischen Stoßrichtungen der Deutschen Bahn eingliedern. Ich muss innerhalb der Organisation zahlreiche Beziehungen aufbauen und natürlich muss ich das politische Spiel eines Konzerns beherrschen, um mein Projekt voranzutreiben. So eine politische Bühne im Konzern kann ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Das ist als Entrepreneur natürlich ganz anders. Da habe ich einen freieren Handlungsspielraum, aber auch eine viel größere Unsicherheit. Die Bahn bietet ein sicheres Umfeld, Zugang zu finanziellen Mitteln und Unterstützung von Experten wie z.B. Legal oder Datenschutz. Als Unternehmer fühlt es sich manchmal an wie nach dem Motto: „Wir gegen den Rest der Welt“. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie und wo man das Thema, für das man brennt, am besten vorantreiben kann.
Als Unternehmer fühlt es sich manchmal an wie: „Wir gegen den Rest der Welt“.
Aber wie viel Veränderung kann eine einzelne Person in einem riesigen Unternehmen überhaupt bewirken?
Es ist sehr schwer zu bewerten, was viel und was wenig ist. Wenn ich innerhalb einer Organisation zum Beispiel nachhaltige Projekte und einen Kulturwandel anrege, dann kann ich unglaublich viel erreichen. Bevor es das Intrapreneurship Programm bei der Bahn gab, war auch das nichts weiter als eine radikale, neue Idee. Ich habe damals im Strategiebereich Logistik gearbeitet und stand vor der Frage, wie wir mit neuen Geschäftsmodellen in der Luft- und Seefracht umgehen. Solche neuen Modelle haben damals nicht wirklich in die Agenda gepasst. Da habe ich mich gefragt, ob wir nicht einen Raum brauchen, in dem solche Ideen verfolgt werden können. Am Anfang war ich noch Einzelkämpfer. Dann habe ich ein kleines Budget bekommen und mittlerweile sind wir eine Abteilung von zwölf Personen an zwei Standorten.
Wie weckt man denn Begeisterung für Neues? Gibt es dafür ein Geheimrezept?
Dafür gibt es keinen Blueprint. Aber am Wichtigsten ist es, den Menschen die Unsicherheit zu nehmen. Sicherheit ist für Bahner ein zentrales Element – und Startups, Gründung oder Unternehmertum sind für viele Menschen komplett neue Themen. So etwas muss man behutsam und verständlich einbringen, indem man Inspirationsworkshops und Sprechstunden durchführt. Man muss den Leuten die Möglichkeit geben, neue Technologien kennenzulernen und sich zu Nutze zu machen. Es geht darum, eine Brücke vom Alten zum Neuen zu schlagen.
Wenn man etwas Neues starten möchte, muss man als allererstes Mitstreiter gewinnen
Außerdem hilft es zu sagen „du bist nicht allein“. Als Menschen tut es uns einfach gut zu wissen, dass wir unterstützt werden und Erfolge gemeinsam feiern können. Das habe ich auch ganz persönlich auf meiner unternehmerischen Reise gelernt: Wenn man etwas Neues starten möchte, muss man als allererstes Mitstreiter gewinnen. Alleine geht es einfach nicht – da kommt man irgendwann an seine Grenzen. Im Team kann man so viel mehr erreichen.
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